Sonntag, 31. Mai

Ein westlicher Schüler fragte einen bekannten indischen Lehrer: „Wer ist eigentlich der Teufel?“ Seine knappe Antwort: „Derjenige, der den Spiegel hält.“
Wer auf den Spiegel schaut, sieht immer nur Abbilder. Die gesamten Bewusstseinsinhalte der meisten Menschen setzten sich aus solchen Spiegelungen zusammen.
„Aussen“ ist eben nicht einfach nur ein anderer Mensch, die Gesellschaft oder die Umwelt. Es ist alle Wahrnehmung, die man im Spiegel erblickt und die keinerlei Verbindung mit der Seele aufweisen.

Wer sich ein Bild macht, verliert die Quelle, aus der das Bild stammt. Man schaut in den Spiegel, aber man glaubt, man würde Realität, das Wahre und Echte, betrachten.
Ein erster wesentlicher Schritt des inneren Weges ist Dhainya, das Eingeständnis, bisher alles falsch wahrgenommen zu haben und nur auf ein Zerrbild des eigenen Geistes geschaut zu haben.
Dieses Bekenntnis, bisher nur auf das Spiegelbild des Geistes geblickt zu haben, erhöht die Aufmerksamkeit in uns drin.
Nicht die Spiegelungen, sondern der Spiegel selbst muss zerstört werden. Dann hat man kein Spiegel mehr, in den man hineinschaut. Was dann bleibt, ist das Sein als Seele selbst.
Wer in Spiegel schaut, sieht nur Abbilder des Seins geschaffen vom eigenen Geist, der selbst das Nichtsein ist.
Dieser Prozess ist so subtil, dass es einen ganz aufmerksamen Menschen bedarf mit grosser Bereitschaft, alles für das Erwachen zu geben, um das endgültig zu durchschauen.