Die Philosophin und Mystikerin Simone Weil betont, dass das Zweifeln kein
Feind des Glaubens ist, sondern dass ein methodischer Atheismus zur
Läuterung des Glaubens führen könne.
„Religion im Sinne eines Trostspenders verstanden, ist ein Hindernis für
wahren Glauben und Glaubenszuversicht. Wenn dies der Fall ist, kann man
Atheismus als eine Reinigung und Motivationsklärung verstehen.“
(“on science, necessity and the love of God, London, Oxford University
Press, 1968)
Sa, 21. Juni 2025
Gleichgültigkeit zu Gott ist das Wurzelproblem jeder Seele.
„Von zwei Menschen, die Gott nie erfahren haben, ist ihm derjenige, der ihn
leugnet, vielleicht näher.“ (Simone Weil, Cahiers 2, Srimad Bhagavatam
7.1.30)
Fr, 20. Juni 2025
Wenn ich in einem Traum Millionär werde und mich darüber glücklich wähne
oder in tiefer Panik bin, da ich gerade von einem Hai gefressen werde…..
beides ist doch eigentlich gleich unwesentlich in dem Moment, wo ich
aufwache.
In uns gibt es einen inneren Raum, der von Verlust und Erfolg nicht berührt
ist…. da beginnt, die Erfahrung der Seele.
Do, 19. Juni 2025
Man baut Grenzen, nennt sie die Norm der Gesellschaft, und bewegt sich
dann eingeschnürt innerhalb von diesen selber angenommenen inneren
Begrenzungen – und leidet an der Enge.
Mi, 18. Juni 2025
Man hat eine kreatürliche Angst vor einer Intensität, die sich ergibt, wenn
man alle Normen und Einschränkungen verlässt und das, was das Kollektiv als
unbegehbar betrachtet, beschreitet.
Einfach nur zu funktionieren bedeutet doch nur, der alten Spur des bisher
Erlernten weiterhin alles Vertrauen zu schenken.
Der innere Weg ruft aber in diesem Bereich zu einem vollständigen
Vertrauensbruch auf.
Di, 17. Juni 2025
Der Glaube, dass das Funktionieren im grossen Räderwerk der Welt über alles
ginge, ist eine Leidensquelle. Das Austreten aus dem Funktionieren-Müssen
in der Gesellschaft ist ein ganz wesentlicher Bestandteil, welches auf dem
inneren Weg zu geschehen hat.
Denn das Nicht-Funktionieren nimmt man als Tod an und glaubt, solange man
irgendwie noch funktioniere, hielte man sich über Wasser, und damit am
Leben. Dieses Bekenntnis hat einem eingeimpft, dass unterginge, sobald man
nicht mehr funktioniere.
Für einen Menschen, der den inneren Mut aufbrachte, sich von dieser
kollektiven Programmierung zu lösen, ist genau dieser erstaunliche Moment,
dass man ja doch nicht untergeht, der Moment, in welchem effektive
Transformation geschehen kann.
Mo, 16. Juni 2025
Jede Vorstellung, die man sich über das ungebändigte Leben macht, ist schon
wieder ein Versuch, es zu bändigen.
Eine Herausforderung des inneren Weges besteht im Ausbrechen, ohne
gewaltsam etwas zu tun.
Man darf aus der Ferne zuschauen, wie das Ich, die Repräsentation von
Kontrolle und Gottes-Isolation, zusammenbricht und es zulassen, wie man im
Strom der bedingungslosen Hingabe zu Gott geführt wird.
So, 15. Juni 2025
Für die Begegnung des Sterbemomentes muss man nicht einmal den Zerfall des
Körpers abwarten – denn er ist jederzeit möglich. Ich brauche nicht die
nächste Gefährdung des körperlichen Lebens abzuwarten, um in die innere
Intensität zu gelangen. Die konstante Anwesenheit des Todes lässt einen das
Leben wesentlicher leben.
Sa, 14. Juni 2025
Solange man durch Bequemlichkeit und diffuser Furcht der Intensität und der
Erregung des Sterbemomentes ausweicht, erfährt man diesen Augenblick nur im
Schlaf des Bewusstseins und nicht in klarer Wahrnehmung. Genau diese wäre
aber notwendig, um die Kostbarkeit und das Transformationspotenzial dieses
Momentes aufzunehmen.
Alle Bedrohlichkeit, aufgrund der man ja nicht hinschauen wollte, zerfällt.
Fr, 13. Juni 2025
Es war ein Lied so altbekannt
Es floss so gütig in die Nacht
Als wäre Heimat jedes Land
Als wäre jeder Weg vollbracht.
Es war der Welt geheimer Sinn
In seinem Atem offenbart.
Und willig gab das Herz sich hin
Und alle Zeit ward Gegenwart
(Hesse: Der Flötenspieler)