Wenn Shankara im „Viveka chudamani“ den „childlike mind“ als eine der wesentlichsten Tugenden des Aspiranten auf dem Befreiungsweg nennt, so bezieht er sich natürlich nicht auf den mentalen Zustand eines Kleinkindes. Das Kind sowie der Erwachte leben im Augenblick, sind unkontrolliert, höchst vital, spontan und offenen Geistes. Beide sind sie spielerisch, unbeschwert, ohne Sorge und ohne Schuld. Beide sind sie ohne Ich-Geist. Während das Kind die Entwicklung des denkenden Geistes noch vor sich hat, hat ihn der Erwachte hinter sich. Sie weisen eine Ähnlichkeit auf und sind dennoch unendlich weit voneinander entfernt.
Das ist die heilige Unvoreingenommenheit, welche nicht mehr ein Ich mit seiner abgesteckten Welt als Referenzpunkt nimmt, vermag erst die innere Empfänglichkeit aufzubringen, die notwendig ist, um sich effektiv selber zu überwinden.