Jede Platzierung des Selbstgefühls in etwas Äusserliches wirkt bewusstseins-einengend. Doch gibt es Identifikationen, die schwieriger zu durchschauen und auch schwieriger aufzugeben sind als andere. Die Identifikation mit dem Elternsein ist mit dem Weisheitsweg nicht vereinbar.
Neben der Identifikation mit der Ich-Rolle ist die Mutter-oder Vater-Identifikation die schwerwiegendste, da in ihr so viele Hoffnungen platziert liegen.
Man hat darin die perfekte Ausrede, gebraucht zu werden.
Die Wahrheit über die Bedürftigkeit des Ichs wird durch die Eltern-Identität so stark kompensiert, dass sie darin nicht mehr spürbar wird. Kaum ist der Griff nach dem Beschützer-Objekt (Kind) nicht mehr möglich, fällt man zurück in ein kindliches Gefühl vollständigen Alleinseins.
Die freiwillige Ablegung der Eltern-Identifikation ist ein schmerzhafter Prozess, weil es die Herauslösung der Seele aus dem Fleischlichen ist.
Es ist schwierig, einer Mutter, die Kinder hat, zu erklären, sie müsse das Muttersein aufgeben. Es scheint fast unmöglich für sie, eine solche Lehre zu empfangen.
Wenn es um bedingungslose Freiheit gehen soll, muss man bereit sein, auch solche Rollenspiele abzulegen. Es ist der Verlust von allem, was war und der Gewinn der Wirklichkeit – Radhe-Syam.
Das wenige, das man noch halten möchte, entpuppt sich als das Bleigewicht an der eigenen Seele.
So ringt man um das, was einem weggenommen werden soll und leidet. Der alte Reflex des Ichs will schützen, was einem fortgenommen werden will.
Mit diesem Reflex reagieren Schüler des Weges manchmal auch noch nach vielen Jahren beständiger innerer Praxis. Es braucht Reifung und eine Faszination in den Verlierungs-Pfad.
(Bhagavatam 3.25.22)